Allude & Friends: Yasmin Sewell, Stylist, Editor und Fashion Influencer
Australien ist nicht nur für das Outback, die muschelförmige Oper, Kängurus und den Hefe-Aufstrich Vegemite berühmt. Auch einer der inspirierendsten Streetstyle-Stars und Allround-Kreativen stammt von hier: Yasmin Sewell. Wenn die Fotografen sich während irgendeiner Modewoche einmal nicht um sie reißen, dann hält die 39-jährige als Fashion Director von Style.com das Trend-Zepter in der Hand und berät namhafte Unternehmen in Stilfragen. Wir sprachen mit der zweifachen Mutter über ihre Liebe zum Cashmere, die legendäre Offenheit der aussies – und peinliche Tattoos.
Wer außerdem sehen möchte, wie Yasmin Sewell ihre persönlichen Favoriten von Allude trägt, der sollte sie auf Instagram besuchen. Auf den Fotos trägt die Web-Stilikone übrigens einen Jacquard-Cardigan (o. l.), einen Stehkragen-Sweater (o. r.) und einen geringelten Rolli (u.) von Allude.
Yasmin, wie hat die Liebesgeschichte zwischen dir und Cashmere begonnen? Gab es einen Aha-Moment?
Ich bin in Sydney aufgewachsen, wo ein ziemlich mildes Klima herrscht und Strickmode keine besondere Rolle spielte. Erst als ich mit Anfang 20 nach London zog, fing ich damit an, Cashmere zu tragen und in einige tolle Stücke zu investieren.
Was gefällt dir an der feinsten Wolle der Welt?
Wann immer ich kann trage ich natürliche Gewebe und Materialien. Die fühlen sich einfach so viel besser an auf der Haut und sorgen für höchsten Tragekomfort. Und Wolle ist einfach großartig, weil sie auf natürliche Weise isoliert. Ob Sommer oder Winter – sie ist immer ein treuer Freund. Am liebsten trage ich Cashmere auf anstrengenden und mitunter frostigen Langstreckenflügen.
Wie hast du das erste Mal von Allude gehört?
Eigentlich war es mein Ehemann Kyle Robinson, der auf diese besondere Marke aufmerksam wurde und mir Andrea Kargs Kollektion zeigte. Jetzt arbeitet er in seinem Showroom Paper Mache Tiger mit Allude zusammen.
Was macht die Marke so liebenswert?
Jedes Stück, das ich besitze, – und das sind mittlerweile einige! – gibt mir beim Tragen das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Verrate unseren Leserinnen bitte deine Styling-Tipps zu diesen drei Szenarien:
Du hast verschlafen: Welches Outfit lässt jede Frau in unter fünf Minuten angezogen aussehen?
Eine High-Waist-Jeans, ein Cashmere-Sweater mit V-Ausschnitt, ein toller Blazer und roter Lippenstift. Heels sind optional. Die Farben sollten dezent bleiben: Blau, Schwarz, Hellbraun …
After Work Event: Wie gelingt beim Büro-Outfit ein glamouröses Update?
Mit Statement-Ohrringen und einer schönen Clutch statt der Alltags-Handtasche.
Deine Winter-Musts: Auf welche Kleidungsstücke kannst du in der kalten Jahreszeit nicht verzichten?
Strickmode, und zwar überall: Pullover, Schal, Beanie, sogar eine gestrickte Schlaghose für den Wolle-Komplett-Look. Im Winter kann ich davon einfach nie genug kriegen!
Deine winterlichen Hotspots in London, New York und deiner Heimatstadt Sydney. Kulinarik, Kultur, Natur – du hast die Wahl!
London: Die wunderschöne Eislaufbahn vor der beeindruckenden Kulisse des Somerset House. Ein gemütliches Frühstück mit Salbei-Rührei und heißem Kaffee in Leila’s Shop in Shoreditch.
New York: Sich von den weihnachtlichen Schaufenstern an der Madison Avenue verzaubern lassen. Der Highline Park auf und neben den alten Bahnschienen über der City. Klar, im Sommer, wenn alles blüht, ist es dort noch toller. Aber auch im Winter ist der Blick auf ein verschneites Manhattan super.
Sydney: Einer meiner Favoriten zu jeder Jahreszeit ist das Restaurant Sean’s Panorama in Bondi Beach, spezialisiert auf grandiose Gerichte aus marktfrischen Lebensmitteln.
Dein „How to buy knitwear“-Tipp?
Das haptische Erlebnis macht den Unterschied! Der Moment, wenn deine Finger über hochwertige Strickmode streichen und das Gefühl keinen Zweifel lässt, dass es sich um außergewöhnliche Qualität handelt.
Wie würdest du deinen Stil in drei Worten beschreiben?
[Sich] Entwickelnd, grenzenlos, ich.
Was gefällt dir an der Art wie Männer sich kleiden?
Ich borge mir viel aus der Herrengarderobe. Ich mag die simple Kombination weniger Elemente zu einer starken Silhouette.
Bitte verrate uns dein morgendliches Ritual, was machst du alles, ehe du das Haus verlässt?
Mit kleinen Kindern von fast 5 und 2 Jahren ist mein Morgen, wie man sich vorstellen kann, ziemlich hektisch. In einer perfekten Welt würde ich in all dem Chaos noch irgendwo 20 Minuten zum Meditieren finden, das hilft mir immer sehr. Doch meist muss ich mich stattdessen blitzschnell für ein Outfit entscheiden, den klebrigen Frühstücks-Fingern der Kleinen ausweichen und bei einer Runde Versteckspielen kurz E-Mails checken. Währenddessen wirbelt unser NutriBullett-Mixer Obst und Gemüse zu einem Smoothie zusammen, mit dem im Magen ich sofort startklar für den Tag bin.
Was hast du als Beauty-SOS-Produkt immer in deiner Handtasche?
Ich gehe nie ohne Produkte von In Fiore und Ellis Faas weg, auf die ich schon viele Jahre vertraue.
Hast du eigentlich je damit gerechnet, eine globale Street-Style-Ikone zu werden?
Sagen wir so: Als ich anfing, in der Modebranche zu arbeiten, verschickte ich noch Faxe … Mit dem unglaublichen Erfolg des Internets habe ich wirklich nie gerechnet. Vor allem sein großer Einfluss auf die Modeindustrie und wie zugleich verbreitet und bizarr das Phänomen namens „Street Styles“ geworden ist …
Hast du stilvolle Geschenkideen für Last-Minute-Shopper?
Mein Tipp: Ruhig mal ein unvergessliches Erlebnis anstelle eines Objektes verschenken. Etwa einen Gutschein zu einem sehr besonderen Dinner in einem Restaurant, in das der Beschenkte normalerweise nie gehen würde. Oder ein paar Spa-Behandlungen als Auftakt für einen entspannten „Das gönne ich mir“-Tag.
Was ist dein Geheimnis für ein perfektes Street-Style-Foto?
Ich wünschte, ich würde es kennen. Vielleicht könnt ihr es mir verraten … Ich versuche einfach, mich nie fotografieren zu lassen während ich spreche oder mitten in einem Lachen bin. Das führt nämlich definitiv zu einem Schnappschuss mit Doppel- bis Dreifach-Kinn.
Wie würdest du deinen perfekten Sonntag im Winter verbringen: vom Morgen bis zum (späten) Abend?
Es ist eine echte Wohltat, hin und wieder die quirlige City hinter sich zu lassen. Ich checke für ein kurzes Getaway-Wochenende gern im Lime Wood Hotel ein, wo es einen hervorragenden echt britischen Lunch gibt und der nahegelegene New Forrest zu einem langen Spaziergang einlädt. Zum Abschluss sitzt man dann herrlich am offenen Kamin und lauscht dem Knistern des Feuers.
Gibt es in Australien eine besondere Sensibilität für Mode, die dir in London und New York zum Erfolg verholfen hat? Ein Stil-Gen von Down Under?
Unser Land ist noch recht jung, vielleicht sind wir Australier deshalb offener für neue Dinge. Wir schleppen nicht so viel historischen Ballast mit uns herum, sind nicht so festgefahren in unseren Traditionen. Und London ist zwar deutlich älter aber eben was Mode betrifft auch extrem experimentierfreudig. Junge Designer, die sich aus unbekanntes Terrain wagen wollen, sind hier willkommen. Ich denke, das ist der Grund, warum London und Australien so gut harmonieren.
Die faszinierendste Moderegion momentan?
Alles blickt gerade nach Osteuropa, dort passiert’s!
Das waghalsigste Modeexperiment, das du jemals gewagt hast?
Vermutlich die Netzstrumpfhosen mit Tattoo-Print von Jean Paul Gaultier, vor vielen, vielen Jahren …
Dein Glücksgeheimnis?
Meine Kinder.
Und wie gelingt dir der Balanceakt zwischen Karriere, Mutterrolle und Ehefrau?
Das ist für mich eindeutig die Meditation!
Fotos: Yasmin Sewell via Instagram