„Zarter bringt nichts“, sagt Benjamin Millepied und massiert weiter rigoros die Ferse eines verletzten Tänzers. Es sind solche Szenen, aufgenommen hinter den Kulissen des Baletts der Pariser Oper, die aus dem Dokumentarfilm „Reset“ (frz. Titel: „Relève“) ein faszinierendes Werk über Spitzen-Kunst, Opferbereitschaft und den Kampf mit der Theaterbürokratie machen. Was nicht zuletzt auch an Millepied selbst liegt.
Der Tänzer und Choreograph schuf alle Bewegungsmuster im Psychothriller „Black Swan“, heiratete kurz darauf dessen Hauptdarstellerin Natalie Portman und verließ nach nur anderthalb Jahren – in denen der Dokumentarfilm „Relève / Reset“ entstand – seinen Posten als Direktor des Balletts der Pariser Oper. Wie es heißt aus Frustration über Budgets und andere Stolpersteine des ehrwürdigen Kulturbetriebs.
Wie groß sein kreativer Einfluss dennoch war, das zeigt nun die spannende Dokumentation „Reset“ von Thierry Demaizière and Alban Teurlai, die Millepied und seine Truppe hautnah bei der Einstudierung seines Balletts „Clear, Loud, Bright, Forward“ begleitet, das durch die Kombination moderner und traditioneller Elemente die Besucher und das Feuilleton begeisterte.
Wie es nach der Doku mit Benjamin Millepied weiterging? Oh, der tanzt weiter auf schnellen Füßen durch die Kunstwelt. Als Gründer und Choreograph des L.A. Dance Project, als bald zweifacher Vater, als Sammler von Designobjekten der 1990er Jahre – und mit der kürzlichen Premiere von „Daphnis et Chloé an der Deutschen Oper in Berlin.
Einziger Nachteil am Genuss von „Reset / Relève“ ist allerdings, dass diese famose Doku reichlich Lust macht, selbst zu tanzen. Also am besten gleich vom Sofa aus per iPad das nächste Studio mit „Barre Workout“ recherchieren. Unser modischer Tipp fürs Training: die kuschelige Jogginghose aus Cashmere und ein ein Poncho, der nach dem Gym die beanspruchten Muskeln wunderbar warm hält.