Die Schweden üben sich nicht nur im Hinblick auf ihren Einrichtungsstil in einer eher nüchternen und erfrischend klaren Formsprache. Auch die schwedische Autorin Lena Andersson verzichtet in ihrem kürzlich erschienenen Roman „Unvollkommene Verbindlichkeiten“ auf unnötige Deko und bringt das rätselhafteste, schönste und mitunter fragwürdigste Gefühl ganz deutlich auf den Punkt: die Liebe.
Bereits mit ihrem ersten Roman „Widerrechtliche Inbesitznahme“ schaffte Lena Andersson es mit ihrem ungeschönt-ehrlichen literarischen Blickwinkel auf die Bestsellerlisten ihrer Heimat. 2013 gewann sie dort sogar den renommierten August-Preis in der Kategorie Belletristik. Im Mittelpunkt ihres Debüts steht die 31-jährige Dichterin Ester Nilsson, die sich in den Künstler Hugo Rask verliebt. Was zu Beginn noch wie die perfekte Romanze klingt, stellt sich bald als einseitiges Interesse heraus. Und während Ester anfangs noch verzweifelt versucht, das Ausbleiben seiner Nachrichten mit an den Haaren herbeigezogenen Gründen zu entschuldigen, muss sie der Realität irgendwann ins enttäuschende Auge sehen.
Im neuen Roman „Unvollkommene Verbindlichkeiten“ ist Hugo längst Geschichte und Ester hat sich vorgenommen, dass ihr so einer nie wieder passieren wird. Und Metaphern wie „auf Wolken schweben“ und „durch die rosarote Brille schauen“ sucht der Leser auch diesmal vergeblich. Statt Luftschlössern beschreibt Andersson die Liebe erneut wie sie wirklich ist: unberechenbar, verwirrend und alles andere als das pinkfarben mit Zuckerguss. Ein Buch also, das im Zeitalter von Instagram-Filtern und Versteckspielen hinterm Online-Ich beruhigend normal jedoch alles andere als langweilig zu lesen ist. Unser Tipp für Ihre Sommerlektüre.
Autorenfoto: Ulla Montan
Coverfoto: Luchterhand Literaturverlag