Es gibt wenige Künstler, bei denen der Vorname genügt. Jeder weiß sofort, wer gemeint ist – und hat auch gleich einige Meilensteine der jeweiligen Karriere vor Augen. Oder im Ohr. Bei Madonna sind das vielleicht „Vogue“ oder „Ray of Light“, im Werk von Prince hat „Purple Rain“ definitiv einen Ehrenplatz, und Beyoncé ist ohne „Halo“ und „Crazy in Love“ als Assoziation nicht denkbar. Und dann ist da Björk, deren Nachname Guðmundsdóttir schon wegen seiner Unaussprechlichkeit unter den Tisch der Popgeschichte fiel. Die Isländerin, die im November ihren 50. Geburtstag feiert, beweist gerade mit dem neuen Album „Vulnicura“, dass sie nicht nur im fantastischen Video zur Single „Black Lake“ in einer Traumwelt lebt, sondern kreativ in ihrer eigenen Liga spielt.
Wenige Musikschaffende verfügen über ein so breites Repertoire an Kompositionsstilen, sind stimmlich so nuanciert und können mehr Instrumente spielen als the one and only Björk. Sängerin, Produzentin, Komponistin, Schauspielerin („Dancer in the Dark“) und Wandlerin zwischen nahezu allen musikalischen Genres. Pop, Elektro, Trip-Hop, Jazz, Alternative Rock, Folk und Klassik – Björk wagt sich an alles und formt daraus einen extrem innovativen Sound. Oft hochmodern und multimedial inszeniert in Videos, einem Album als App und digitalen Collagen.
Was die Ex-Frontfrau der Sugarcubes, die mit ihrem Schwanenkleid bei den Oscars 2001 berühmt und in Modekreisen berüchtigt wurde, zudem auszeichnet, ist ihr Mut. Ohne zu zögern meldet sie sich immer wieder politisch zu Wort: „Bei allem, was ich tue, achte ich darauf, nicht einen einzigen Schritt hinter den Errungenschaften des Feminismus zurückzubleiben und die Kämpfe um unsere Gleichberechtigung nicht zu vergessen. Ich stehe auf den Schultern von Gigantinnen.“
Mit „Vulnicura“ verarbeitete Björk die schmerzliche Trennung von ihrem Lebenspartner, dem US-Medienkünstler Matthew Barney. In einem Interview zum Album drückte sie ihre Hoffnung aus, dass „die Songs eine Hilfe, eine Krücke für andere sind. Sie erinnern daran, dass Wunden heilen und dass es ein Danach gibt.“
Zeitgleich mit dem Start ihrer Welttournee zeigte das Museum of Modern Art (MoMA) in New York eine Retrospektive ihres künstlerischen Schaffens. Das 10-minütige Video „Black Lake“ zum gleichnamigen Song entstand als Auftrag des MoMA für die Werkschau. Es wurde in Island von dem preisgekrönten Regisseur Andrew Thomas Huang gedreht und integriert die archaische Landschaft – Höhlen, Schluchten, Lava und Felder voll mit Moos – zu einer Meditation über Geburt, Tod und Wiedergeburt. Im Film trägt Björk die Mode von Iris van Herpen.
Mehr über das Gesamtkunstwerk namens Björk auf www.bjork.com.