Wie die heiligen Hallen einer Domkirche oder die Tanzsäle barocker Schlösser sehen sie aus, die Festzelte der berühmten Wiesn. Zumindest auf den beeindruckenden Bildern des Fotokünstlers Michael von Hassel, der für seine Serie „Oktoberfest Cathedrals“ seit 2010 genau 15 dieser Amüsierbauten auf Zeit abgelichtet hat. Ohne bierselige Besucherhorden, ohne Blaskapelle oder Maßkrüge stemmende Serviererinnen.
Der Effekt, begünstigt durch eine stimmungsvolle Ausleuchtung und raffinierte Perspektiven, ist aus zwei Gründen erstaunlich: Die gigantische Größe wird offenbar – mehr als im gefüllten Zustand – und der Betrachter denkt auch ohne den Titel der Reihe unwillkürlich an Gotteshäuser im In- und Ausland. Nur das im Schottenhammel oder dem untergegangenen Hippodrom, das von Hassel noch verewigen konnte, eben keiner Religion sondern dem Vergnügen gehuldigt wird.
Trotz Abiturs bei den Benediktinern hat der Fotograf selbst übrigens ein gespaltenes Verhältnis zur Kirche, gleichwohl aber ein Gespür für die Wucht und die Atmosphäre sakraler Bauten.
Und von Hassel kann auch anpacken, wie er kürzlich in einem Interview erzählte: Als ihn die hochgestellten Bierbänke im Löwenbräu-Zelt (5800 Plätze!) störten, stellte er sie eigenhändig wieder auf den Boden. Alle.
Zu sehen sind die Ergebnisse seines jahrelangen Projektes noch bis zum 10. Oktober in der Rathausgalerie am Marienplatz 8, und zwar Dienstag bis Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Weitere Arbeiten von Michael von Hassel finden Sie u. a. in der Monographie „Compendium“, die bei teNeues erschienen ist.
P. S. Unverzichtbar, damit die berüchtigte Wiesn-Grippe wirklich keine Chance hat: der Cashmere-Janker von Allude mit Kontrastpaspel in Fuchsia oder unser etwas gröber gestrickter Cardigan. Kuschlig is‘!
Fotos: Michael von Hassel; Allude