17.3.2Von ihrer Leidenschaft für Cashmere hat Allude Gründerin und Creative Director Andrea Karg hier im Magazin bereits erzählt. Ein magisches Material, kein Zweifel. Doch woher stammt dieser luxuriöse Rohstoff eigentlich, wo hat unsere Cashmere Couture ihren faszinierenden Ursprung?
Die Reise dorthin beginnt in einem Tal am Fuße des Himalayas. Hier in der Provinz Kaschmir treffen Indien, China und Pakistan aufeinander, was die Region und seinen historischen Handelsplatz Srinagar zum wichtigen Stopp für die Karawanen auf der Seidenstraße machte. Kultur und Kommerz aus Vorder-, Zentral- und Südasien kamen sich nirgends näher als im schroffen Kaschmir-Tal mit seinen kurzen trockenen Sommern und bitterkalten Wintern. Temperaturen zwischen maximal 35 Grad über und 35 Grad unter Null fordern die Bewohner ebenso heraus wie die Flora und Fauna.
Auch die robuste Cashmere-Ziege trotzt der nicht gerade kuscheligen Witterung, ihr verderben weder Frost noch Felsen oder Höhen von bis zu 5000 Metern die Laune. Die Tiere sind flink auf den Beinen, genügsame Esser und mit ihrem grobem Deckhaar und dichtem, wärmendem Unterfell bestens an ihre Umgebung angepasst. Auch in der Mongolei fanden Cashmere-Ziegen eine Heimat, ebenso im Iran, in Nepal und dem mittelasiatischen Hochland. Die meisten leben jedoch im sehr bergigen China, und zwar geschätzte 130 Millionen Tiere.
Im Himalaya gehören Decken und Kleidung aus Cashmere seit vielen Jahrhunderten zur lebenswichtigen Ausstattung der Nomadenstämme. Erste Hinweise darauf finden sich bereits im 3. Jahrhundert vor Christus. Ein kostbares Handelsgut wurde feinster Cashmere dann ungefähr ab dem 15. Jahrhundert. Schals daraus – nach dem persischen Wort für Wolle „pashmina“ genannt – gehörten von Asien bis ins Römische Reich zu echten Bestsellern auf den Märkten.
Im Zuge der Kolonialisierung wurde Cashmere über Indien en masse nach Großbritannien und Frankreich exportiert. So zarte Kleidung ließ sich aus der europäischen Schafwolle einfach nicht herstellen, und die Damen der High Society des späten 18. Jahrhundert fanden Gefallen an den weichen, wärmenden Accessoires. Sehr praktisch bei der gerade zum Trend gewordenen modischen Neo-Klassik mit ihren kurzärmeligen Kleidern! Kaiserin Josephine beschrieb noch Anfang 1800, sie besitze Hunderte von pashminas. Zum Glück haben wir seitdem gelernt aus der einzigartigen Cashmere-Wolle viel mehr zu entwerfen, als bloß Schals: über das Twinset der 1950er, den Strickboom der Seventies bis zu echter Cashmere-Couture von Allude.
Doch zurück zu den tapferen Ziegen im Himalaya und anderswo. An der Gewinnung des begehrten Materials hat sich nämlich bis heute nichts verändert. Im Frühling, während des Fellwechsels von April bis Juni, kämmen Nomaden das dichte und wertvolle Unterhaar mit einem grobzinkigen Kamm aus dem Fell aus und verlesen es von Hand. Scheren ist weder für das Tier noch für das Material Cashmere empfehlenswert, denn das grobe Deckhaar wird nicht verwendet. Das Farbspektrum variiert, das Fell der Cashmere-Ziegen ist mal Weiß über Grau und Braun bis Schwarz. Die Ausbeute ist verglichen mit dem hohen Aufwand recht gering. Etwa 100 bis 150 Gramm pro Tier lassen sich pro Jahr auskämmen, wobei Ziegenböcke etwas mehr Wolle liefern als ihre weiblichen Artgenossen. Eine kleine Menge, bedenkt man, dass für einen Pullover der Flaum von drei bis sechs Ziegen benötigt wird. Für eine Strickjacke sogar ein Vielfaches. Wen wundert da noch, dass reines Cashmere so kostbar ist.
Anschließend bringen die Hirten ihre „Kämm-Beute“ in regionale Sammelzentren. Die nötige Trennung von Flaum und Oberhaar, den sogenannten Grannen, ist trotz des Einsatzes von Maschinen auch heute noch eine anspruchsvolle Prozedur, und nur wenige erfahrene Spezialisten beherrschen diese strenge Sortierung perfekt.
Nun tritt der Cashmere seinen Weg in verschiedene Spinnereien an, und abermals bedarf es geeigneter Maschinen, um aus dem sorgfältig ausgewählten Rohmaterial feinste Garne zu spinnen. Jeder Garnproduzent hat dabei seine eigenen, geheimen Verfahren für die optimale Verarbeitung. Diese innovativen Kniffe und Erfindungen erst machen es möglich, Fäden von erstaunlicher Feinheit und Reißfestigkeit zu spinnen.
Sie merken, hinter diesem Luxusgut steckt wahre Handwerkskunst, die Leidenschaft vieler Menschen von nah bis fern und, das kann man gern so sagen: ein Wunder der Natur. Damit Sie diesen Schatz mit allen Sinnen genießen können – vom Cashmere-Kleid bis zum traumhaft weichen Kissenbezug – begleiten wir bei Allude jeden noch so kleinen Schritt. Vom Auskämmen über das Verspinnen bis zum Stricken und fast bis in Ihren Kleiderschrank. Das sind wir Ihnen als Kunden und der reichen, mystischen Geschichte dieses einzigartigen Materials schuldig!
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